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Delfinexporte - das große Geschäft mit den Meeressäugern

 

Während der Handel mit Delfinfleisch hauptsächlich regionale Bedeutung hat, ist der Handel mit lebenden Delfinen ein großes internationales Geschäft. Insbesondere im asiatischen Raum besteht eine große Nachfrage nach Delfinen für Delfinarien, aber in immer größerem Maße auch für sogenannte "Schwimm mit Delfinen" Programme.

Nicht nur in westlichen Ländern stehen Delfine hoch im Kurs. Doch während bei uns die Haltung von Delfinen zunehmend kritischer betrachtet wird, gibt es in vielen anderen Ländern weniger Berührungsängste, im wahrsten Sinne des Wortes. In manchen Ländern ist es geradezu ein Trend, Besuchern von Freizeitparks nicht nur eine Delfinshow zu präsentieren, sondern diese ganz gezielt mit Delfinen zusammenzubringen, ganz nach dem Motto: "Schau dir nicht nur die Delfinshow an, schwimm auch mit den Delfinen". Immer mehr Freizeitparks wittern hier das große Geschäft. In Deutschland gibt es keine derartigen Einrichtungen, aber beispielsweise in der Türkei entwickelt sich daraus ein immer größeres Geschäft.

Taiji-Delfine im Sealanya-Park in der Türkei

 

atlanticblue recherchierte in den letzten Jahren um herauszufinden, wohin die lebend in Taiji gefangenen Delfine - vor allem Große Tümmler - verkauft wurden. Besonderes Interesse erweckte bei uns der Verkauf von 10 Großen Tümmlern, die im Frühjahr 2008 von Taiji über einen in Hongkong ansässigen Händler verkauft wurden. Das Ziel dieses Exports war die Türkei, doch unklar war, wohin genau die Delfine aus Taiji geliefert wurden. Mittlerweile wissen wir, wo sich die Taiji-Delfine heute befinden: Im Sealanya-Park.

Im Frühjahr 2008 erreichte eine ungewöhnliche Fracht den türkischen Flughafen von Antalya. 10 Große Tümmler, die sogenannten "Flipper-Delfine". Gefangen wurden die Delfine nur wenige Monate zuvor im Rahmen einer der typischen Delfintreibjagden im japanischen Taiji. Von dort aus wurden sie vom Walmuseum angekauft und über einen in Hongonk ansässigen Händler an einen Delfinariumsbetreiber in der Türkei verkauft. Nach dem Kaufvertrag, der atlanticblue vorliegt, waren die Delfine für ein existierendes Delfinarium bestimmt. Doch dort sollen die Delfine in Wahrheit gar nicht ankommen. Der wahre Bestimmungsort wurde verschleiert. Die Delfine waren für einen noch im Bau befindlichen Freizeitpark bestimmt, der erst wenige Monate später eröffnet werden sollte: Der Sealanya-Aquapark unweit vom türkischen Alanya.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der "Arbeitsplatz" der Taiji-Delfine. Der Showbereich des Sealanya-Parks in der Nähe von Alanya, Türkei. Hier befinden sich die aus dem Export vom Frühjahr 2008 stammenden Taiji-Delfine.

 

Wir recherchierten im Sommer 2009 vor Ort und versuchten Näheres herauszufinden und um uns diesen Freizeitpark näher anzusehen. Das Sealanya bezeichnet sich selbst als den größten Delfinpark "Europas". Tatsächlich ist hier eine Freizeitanlage entstanden, die sich an die europäischen Bedürfnisse in Sachen Unterhaltung anzupassen versucht. Das Sealanya ist eine große Anlage mit Delfinshow und einem zusätzlichen Bereich, wo Besucher gegen Extragebühr mit Delfinen schwimmen können. Zudem versucht Sealanya, Delfintherapien anzubieten und hat offenbar bereits Kontakte zu Ärzten in Deutschland und den Niederlanden geknüpft. Offenbar haben die Manager von Sealanya noch einiges vor und wollen den Betrieb erst so richtig aufbauen.

 

Das Sealanya ist eine rein kommerzielle Freizeiteinrichtung. Die Delfine sind nur dafür da, um möglichst viele Tagestouristen anzulocken und "Schwimm mit Delfinen" lautet das neue Zauber-wort. "Delfinfreunde" aus ganz Europa sollen angelockt werden, denn Alanya ist mit dem Flugzeug gut und günstig von Deutschland aus zu erreichen. Delfinarien haben ohnehin Hochkonjunktur in der Türkei. Es ist zu befürchten, dass sich diese Art der Delfin-Freizeitparks immer größerer Beliebtheit erfreuen könnten. Dabei ahnen die Besucher des Sealanya nicht, woher die Delfine stammen, welche Industrie hier im Hintergrund arbeitet und dass ein Teil der Einnahmen dieses Parks, wenn auch indirekt, zu den Delfinfängern nach Taiji fließt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Keinem der Besucher ist bewusst, dass er mit seinem Besuch in so manchem Delfinarium auch die blutigen Treibjagden in Taiji unterstützt.

Nur die wenigsten Delfine entgehen dem Gemetzel und werden lebend gefangen. Sie erwartet eine Zukunft in einem der vielen, meist fernöstlichen Delfinarien und Freizeitparks. Das Leben eines Delfins zählt in Taiji nicht viel. Zwar werden für Delfine in westlichen Ländern oftmals hohe Beträge bezahlt, jedoch sind die "Wiederbeschaffungskosten" vor Ort in Taiji nicht sehr hoch. So bekommen die Delfinfänger für einen Großen Tümmler etwa 4000-7000 Euro und für ein Jungtier etwa 2500 Euro.

 

Das große Geschäft mit den Delfinen machen somit nicht die Delfinfänger selbst, sondern die Händler. Ein großer Teil der Lebendfänge wird vom Walmuseum in Taiji abgenommen, das über ein eigenes Delfinarium verfügt und einen schwunghaften Handel mit Delfinen betreibt. Das Walmuseum gehört zudem der Stadt Taiji, die somit am Handel mit den Delfinen mitverdient. Vom Walmuseum aus werden die Delfine dann über Händler weiterverkauft. Die meisten Delfine verbleiben in Japan selbst, oder gelangen in andere fernöstliche Länder wie beispielsweise China und Südkorea, aber es gibt auch Exporte in westliche Länder. Einen dieser Exporte haben wir uns genauer angesehen und genau recherchiert.

Ein lebend gefangener Großer Tümmler wird aus einem Becken des Delfinariums in Taiji für den Transport vorbereitet. Danach geht es im LKW zum Flughafen nach Osaka. Das letztendliche Ziel ist ein südkoreanischer Freizeitpark.